Antwort Christina Zacharias - DIE LINKE

· Aktuelles

17.02.202

Sehr geehrter Herr Hagendorn, sehr geehrter Herr Heiß,

Erst einmal vielen Dank für Ihr Interesse an meiner Kandidatur. Auch Ihre Fragen finde ich im Kontext sehr interessant: als ehemalige Ministrantin habe ich die Ambivalenz zwischen dem Konservativen und Progressiven in der katholischen Kirche schon früh kennenlernen dürfen. Auch wenn ich das Thema „Glauben“ hinter mir gelassen habe, so ist doch eins aus meiner Zeit als Messdienerin geblieben- das Bewusstsein, dass wir Menschen eine besondere Verantwortung für diesen Planeten haben und für Alle, die darauf leben.

1.) Ist unsere Demokratie gefährdet?

Demokratie ist etwas sehr Fragiles. Gerade in Krisenzeiten wird mir sehr bewusst, dass der Schutz der Demokratie eines der höchsten Güter ist, die ich kenne. Das darf aber nicht als Ausrede benutzt werden, das Leben nicht zu schützen. In dem Aufruf der ZeroCovid-Bewegung, die ich als Erstunterzeichnerin mit auf den Weg bringen durfte, ist das sehr gut beschrieben: „

Was mich eher beunruhigt, sind die rechten Tendenzen, die seit Jahren langsam und schleichend ihren Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft finden. Radikale Sprache, menschenverachtende Verschwörungserzählungen, Sexismus, all das in Talkshows, auf der Straße und leider auch wieder in den Parlamenten. Dadurch sehe ich unsere Demokratie bedroht, doch da sehe ich unsere Aufgabe als Demokrat*innen: unabhängig von kleineren politischen Differenzen klar zu machen, dass Diskriminierung einzelner Menschengruppen nicht geduldet wird und unseren Protest vielfältig, bunt und solidarisch zu gestalten.

2.) Mit welcher Strategie bewältigen wir die Schuldenlast?

Bei dieser Frage muss ich Ihnen auf zwei Arten antworten. Die erste bezieht sich auf die Akutsituation „Pandemie“ und deren Schuldenlast, die zweite beschäftigt sich mit den Schulden, die meine Generation aus den Vorherigen übernimmt und durch die auch meine Motivation zum politischen Engagement entstanden ist.

Die Folgen der Corona-Pandemie werden auch noch in den kommenden Jahren Thema in den Haushaltsdebatten sein. Dies darf nicht dazu führe, dass man sich in die nächste Krise hineinspart, wie es die Landesregierung mit dem Festhalten der Schwarzen Null provoziert. Im Gegenteil! Es wird Zeit, sich für mehr Soziales einzusetzen. Diese

Wenn wir von der Schuldenlast der letzten Jahrzehnte reden, sehe ich mich mit massiver Umweltverschmutzung, Artensterben sowie der Monetarisierung sämtlicher Lebensbereiche und damit einem Abbau von Solidarität konfrontiert. Diese Auswirkungen zu spüren, sei es durch die ersten Auswirkungen des Klimawandels wie beispielsweise weltweite Dürren oder durch meine Arbeit als Pflegekraft im Krankenhaus, bei der ich durch die Profitorientierung kaum mehr Zeit für meine Patient*innen habe, haben zu meiner Politisierung beigetragen und sind auch der Grund, warum ich die LINKE gerne im Landtag sehen würde. Doch diese Antwort passt zu Ihrer dritten Frage.

3.) Wie wollen Sie das Prinzip der Nachhaltigkeit als Entscheidungsträger*in umsetzen?

Bei der Bewältigung der von Ihnen in Ihrem Brief angesprochenen Probleme werfe ich wieder die Plattitüde von mehr Solidarität in den Raum. Doch diese möchte ich beleben.

Der Ungleichheitsforscher Thomas Piketty hat nachgewiesen, dass sich Gesellschaften wirtschaftlich besser entwickeln, wenn sie soziale Ungleichheit eindämmen.

Die Kosten der nötigen Energiewenden, die jetzt schnell stattfinden muss, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, müssen daher nicht als Belastung, sondern als Investition für die Transformation in eine grüne, leistungsstarke Wirtschaft betrachtet werden. Wenn wir dies wegen einer ideologiegetriebenen Politik von Sparzwang verpassen, sind die Folgekosten ein Vielfaches höher, sowohl finanziell als auch für unseren Planeten. Auch die Leistungen in der Sozialpolitik (Gesundheit, Bildung, Wohnen) werden zunächst wie eine Belastung erscheinen, doch garantieren sie die Lebenszufriedenheit und damit den Wohlstand des Standortes Baden-Württemberg. U

Geschäftsmodelle aber, die auf Niedriglöhnen und Umweltverschmutzung beruhen, können und dürfen nicht mehr unterstützt werden.

Als Entscheidungsträgerin möchte ich also Maßnahmen ergreifen, die den Menschen dienen und ganz klar auf eine gerechtere, sozialere und barrierefreiere Gesellschaft ausgerichtet sind und keine Lobbyinteressen vertreten.

Ich darf Ihnen noch ganz konkret Beispiele nennen, die in Baden-Württemberg große Auswirkungen hätten:

  • Kostenfreie Kitas
  • Verlässlicher ÖPNV
  • Stopp von Klinikschließungen

Ihre Frage lässt einen so großen Spielraum, dass ich noch viel mehr schreiben könnte. Doch ich orientiere mich an Herrn Pulitzer, der sagte „Was immer du schreibst, schreibe kurz, und sie werden es lesen“.

Für Nachfragen stehe ich Ihnen natürlich zur Verfügung und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Christina Zacharias

 

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